Rückblick Tag des offenen Denkmals

Unter dem Titel „Ein Wahrzeichen steht zur Diskussion“ fand Anfang September eine Führung und anschließende Gesprächsrunde an der Friedrich-Ebert-Brücke in Bonn statt.
Das Event, das im Rahmen des Tags des offenen Denkmals 2024 veranstaltet wurde, wurde von Alexander Kleinschrodt vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) sowie von Mario Tvrtković, Stadtplaner und Gründungsmitglied unserer Initiative, begleitet.

Foto: Mario Tvrtković

Die Bonner Nordbrücke soll voraussichtlich im Jahr 2030 durch einen Neubau ersetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt wäre das Verkehrsbauwerk und Identifikationsobjekt gerade einmal 65 Jahre alt. Brückenbauwerke dieser Art haben normalerweise eine Lebensdauer von etwa 100 Jahren.
Aufgrund einer zu optimistischen Bemessung der Betonschichten oberhalb der innenliegenden Stahlbewehrung dringt Wasser in das Bauwerk ein, was dazu führt, dass das Material rostet.


Exkurs Stahlbeton und Spannbeton:
Der Beton, den wir heute typischerweise als Decken oder Wände in Wohnhäusern verbauen, ist sogenannter Stahlbeton. Stehen wir zum Beispiel auf einer Decke, biegt sie sich durch unser Gewicht und die Schwerkraft minimal durch. Dabei entstehen zwei Arten von Kräften, die zu den sogenannten Auflagern, in Wohnhäusern den Wänden, nach außen geleitet werden müssen.
Es ist wichtig zu verstehen, wie eine Betondecke oder eine Brücke aufgebaut ist. Den Aufbau eines Bauteils aus Stahlbeton kann man sich wie ein Sandwich vorstellen: In der Mitte, eingegossen zwischen Beton, liegt die sogenannte Bewehrung – ein Geflecht aus Stahlstäben, das dafür zuständig ist, alle Zugkräfte, die in einem Bauteil entstehen, aufzunehmen. Der außenliegende Beton, den wir letztendlich sehen, nimmt die Druckkräfte auf.
In dieser Kombination ist es möglich, weite Strecken zu überbrücken, ob in einem Wohnhaus oder bei einer Brücke über den Rhein.

Bei Spannbeton werden – wie der Name schon sagt – die innenliegenden Stahlseile, also die Bewehrung, vorgespannt, sprich auseinandergezogen. Dieses Prinzip führt dazu, dass die Brücke insgesamt weiter gebaut und deutlich dünner werden kann.


Foto: Mario Tvrtković

Viele Bauwerke, die nach dem Krieg entstanden sind, so auch die Friedrich-Ebert-Brücke , leiden heute an Altersschwäche. Grund dafür ist die mangelnde Instandsetzung der vergangenen Jahrzehnte. Bauwerke müssen gepflegt, gewartet, repariert und umgebaut werden, damit sie nicht nach einem halben Jahrhundert wieder abgerissen werden.
Die Friedrich-Ebert-Brücke und ein Großteil der zuvor benannten Gebäude kann repariert werden. Auch wenn die Reparatur länger dauert und vermutlich teurer ist als ein Neubau, lohnt es sich, das identitätstragende Bauwerk zu erhalten.

Foto: Mario Tvrtković

„Es ist auch eine Frage der Ressourcen. Bauwerke haben ja bereits einen großen Materialaufwand gehabt. Ich bin der Meinung, dass wir Deutschland schon zu Ende gebaut haben. Jetzt müssen wir einen sorgsamen Umgang mit dem Bestand weiterentwickeln, da ein großer Teil des Bestands wertvoll ist.“

Mario gegenüber dem General-Anzeiger Bonn

Weiterführende Links:
Beitrag des General-Anzeigers-Bonn (paywall)