Den Ebertplatz weiterbauen – im und mit dem Bestand
Der politische Druck auf die am Ebertplatz Aktiven sowie den Platzraum mit seinen Nutzungen wächst, vermutlich auch ein Indiz für den anstehenden Wahlkampf, und die Nachrichten zu den aktuell geplanten „Sicherheitsmaßnahmen“ der Stadt Köln wirken eher befremdlich als sinnvoll. In der lokalen Presse war im März 2025 zu lesen, dass bereits im Frühjahr drei Zugänge zum Platz baulich verschlossen werden sollen und auch das Zumauern von Schaufensterflächen einzelner Kunsträume in Betracht gezogen wird. Erfahrungsgemäß führen Maßnahmen dieser Art nicht zu einer Verbesserung, sondern zu einer Verdrängung der Probleme, der Drogenhandel und der damit verbundene -konsum werden also vermutlich in die angrenzenden Stadträume weiterziehen. Für den Platzraum selbst bedeutet es, dass neue Nischen und abgelegene Räume entstehen, die nicht zur Attraktivität im Bereich der Kunsträume beitragen werden.


Wir als initiative.umbau fragen uns, warum der Ebertplatz als einer der größten Plätze in Köln schon seit Jahrzehnten nicht mehr gepflegt und weiterentwickelt wird. Hierzu zählt neben einer respektvollen baulichen Weiterentwicklung auch die Implementierung einer milieuspezifischen Sozialarbeit. Es ist nicht verständlich, warum eine derart kostenintensive Maßnahme wie die bauliche Verschließung als zielführender erachtet wird als die Pflege der Platzanlage und die Reparatur der Ausstattung wie etwa bei der Beleuchtung. Im Gegensatz zu der nun geplanten Abschottung wären eine bessere Zugänglichkeit und Durchlässigkeit des Platzes, insbesondere im Bereich der Kunsträume, oder auch die Ermöglichung und Förderung von weiteren Nutzungen Optionen, den Platz zusätzlich zu beleben und zu attraktivieren. Mit der ersatzlosen Schließung von Zugängen wird nicht nur das stadträumliche Gefüge und die Gesamtidee des Platzes mit den Anbindungen in die Nachbarschaft beeinträchtigt, auch die Nutzbarkeit der Passage für die Kulturräume wird eingeschränkt.
Der Ebertplatz ist als Gesamtanlage aus den 1970er Jahren in seiner Gestalt mit der Wasserskulptur einzigartig und bauhistorisch bedeutsam. Nun hat es den Anschein, als wäre der Ebertplatz als Stadtraum bereits aufgegeben und die geplanten „Sicherheitsmaßnahmen“ Vorboten des von einigen politischen Parteien diskutierten Gesamtabrisses, um den Platz anschließend einzuebnen. Vor dem Hintergrund der Haushaltssituation und mehr noch der klimatischen Auswirkungen eines solchen Großprojektes sind diese Überlegungen absurd. Das überstürzte Zumauern von Zugängen ohne ergänzende soziale Maßnahmen ist nicht nachvollziehbar. Die vielfältigen Aktivitäten der Zwischennutzung, der Kunsträume und weiterer unterschiedlicher Akteure haben den Ebertplatz seit Jahren als Treffpunkt für die Stadtgesellschaft etabliert. Die Reaktivierung des Brunnens, die Sitzpodeste auf der Platzfläche oder die temporäre Freitreppe, die im letzten Jahr eine oberirdische Zugänglichkeit vom Eigelstein her ermöglichte und als Treffpunkt fungierte, haben allzu deutlich gemacht, dass ein Perspektivwechsel für eine Zukunft des Ebertplatzes und ein Weiterbauen im und mit Respekt des Bestandes erfolgen kann.
Text: Yasemin Utku