Rheinbrücke Köln-Rodenkirchen

Eine Geschichte des Autos, der Gesellschaft und über die Brücke dazwischen

Die Autobahnbrücke Köln-Rodenkirchen war zu ihrer Zeit die weitgespannteste Hängebrücke Europas. Sie war die erste Brücke in Köln, an deren Planungen der bedeutende Bauingenieur Fritz Leonhardt beteiligt war, danach folgten für ihn weitere Aufgaben am Rhein in Köln – die Mülheimer Brücke, die Deutzer Brücke, die Zoobrücke und die Severinsbrücke.
Am 01.03.1938 wurde mit dem Bau der Autobahnbrücke nach dem architektonischen Entwurf von Paul Bonatz begonnen. Die Brücke war Teil des strategisch wichtigen Transportwegs aus dem Deutschen Reich nach Westen und stellte schon damals die Verbindung zwischen der linksrheinischen Autobahn Köln-Bonn, der linksrheinischen Autobahn nach Aachen und der rechtsrheinischen Autobahn Ruhrgebiet-Frankfurt her. So war sie die erste Autobahnbrücke über den Rhein und erste Hängebrücke Deutschlands, die in Köln am 20.09.1941 unter dem damaligen Namen „Adolf-Hitler-Brücke“ eröffnet wurde.

Foto: Clara Grothkopp

Die Rodenkirchener-Brücke ist für das Selbstverständnis Rodenkirchens bedeutend. Nicht nur ist sie das Wahrzeichen des Stadtteils, auch verbindet beide eine ambivalente Geschichte. Die beinahe vier Jahre alte Brücke wurde am 14.01.1945 so schwer von Bomben getroffen, dass sie schließlich am 28.01.1945 einstürzte. Sie war vielfach Ziel der Alliierten, da über die Brücke seit Kriegsbeginn vermehrt Panzer fuhren. Bei Angriffsversuchen wurde auch der Ort selbst häufig getroffen. So besitzt die Brücke die Funktion an die Zeit des Krieges zu erinnern, nicht nur, was ihren Taufnamen betrifft.

Bis auf die Südbrücke und die Hohenzollernbrücke, deren Bauherrin die Deutsche Bahn ist, sind alle weiteren Brücken der Stadt Köln in einem hellen Grün gestrichen. Das gilt auch für die Rodenkirchener-Brücke, die sich als südlichste in diese Gruppe einreiht. Von 1952 – 1954 wurde sie wiederaufgebaut und mit dem Anstrich von 60 t Chromoxydhydratgrün versehen.

Foto: Clara Grothkopp

Dass das Auto auch heute einen großen Stellenwert im Alltag unserer Gesellschaft hat, stellt die Debatte um den erwogenen Abriss des denkmalgeschützten Bauwerks dar. So soll die Autobahn, die auf die Brücke führt, auf acht Spuren erweitert werden. Aufgrund ihres Alters könne die Brücke dem Ausbau der A4 nicht standhalten und müsse daher „neu gebaut werden“, argumentiert die Autobahn GmbH des Bundes.

Bereits in den 90er Jahren wurde die Brücke neuen Anforderungen entsprechend verdoppelt. Ihre Konstruktion als eine „echte“ erdverankerte Hängebrücke war zu ihrer Entstehung in den 40er-Jahren eine ingenieurswissenschaftliche Errungenschaft und auch der Wiederaufbau zog den Einsatz technischen Fortschritts wie die „orthotrope Platte“ mit sich. So ist die Rodenkirchener Brücke nicht nur aus kultureller Sicht bedeutend, sondern dient auch als gebautes Beispiel von der Entwicklung der Forschung im Brückenbauwesen.

Foto: Clara Grothkopp

Selbstverständlich muss ein altes Bauwerk, ob Gebäude oder Brücke, gepflegt und saniert werden. Was die Verdopplung der 90er-Jahre zeigt, ist die Flexibilität neuen Anforderungen gerecht zu werden. Das Alter sollte allerdings kein Argument für den Abriss eines denkmalgeschützten Objektes sein, dessen Erhalt aus den oben genannten Gründen von großer Relevanz für die Öffentlichkeit und die Kölner Bürger*innen ist.

Text: Olivia Oelsen

Foto: Clara Grothkopp