Demonstration für Erhalt und Umbau an der TH Köln
Am Dienstag, den 17. Dezember 2024, organisierten Architekturstudierende gemeinsam mit der initiative.umbau eine Protestaktion auf dem Bauplatz am Haupteingang ihres Campus, um gegen die geplanten Abrissarbeiten zu protestieren. Über 100 Studierende aus verschiedenen Fakultäten nahmen an der Aktion teil und setzten mit kreativen und symbolischen Maßnahmen ein deutliches Zeichen gegen die Pläne.
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Protestaktion am Bauplatz
Einige Studierende schützten die gefährdeten Bäume symbolisch, indem sie diese in Netze einpackten und mit Bannern schmückten. Die Botschaften auf den Bannern wiesen auf die geplanten Baumfällungen sowie die ökologischen und architektonischen Folgen des Abrisses hin. Andere brachten Plakate im Gebäude und auf dem Gelände an, um ihre Forderungen nach einem nachhaltigen Umgang mit dem bestehenden Bauwerk zu verdeutlichen.
Zusätzlich markierten die Studierenden mit Sprühkreide symbolische Parkplätze auf dem Boden, um auf die Absurdität der geplanten Maßnahmen aufmerksam zu machen. Die Aktion sollte zeigen, dass die Zerstörung von Bäumen und die Umgestaltung der Fläche für eine temporäre Nutzung weder zukunftsorientiert noch nachhaltig ist.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Protests war ein offener Brief an die Präsidentin der TH Köln. Darin fordern die Studierenden ein persönliches Gespräch, um ihr Anliegen mit der Hochschulleitung zu diskutieren.
Auf dem Gelände wurde außerdem ein symbolisches Baustellenschild aufgestellt, das Passant*innen, Lehrenden und anderen Interessierten die Hintergründe und Problematik der geplanten Maßnahmen erläuterte. Ziel war es, auf die Bedeutung des IWZ als baukulturell wertvolles Gebäude hinzuweisen und Alternativen wie Sanierung und Weiterbau ins Gespräch zu bringen.
Um die Thematik über den Hochschulkontext hinaus in die Stadtgesellschaft zu tragen, führten Studierende auch Interviews mit lokalen Medien, darunter dem Kölner Stadtanzeiger und der WDR Lokalzeit. Die mediale Aufmerksamkeit sollte nicht nur das Bewusstsein für die Abrisspläne schärfen, sondern auch die Diskussion um nachhaltige und zukunftsorientierte Bauweisen anstoßen.
Mediale Verzerrung des Diskurses
Ein häufiges Problem im architektonischen Diskurs außerhalb von Fachkreisen zeigte sich in der medialen Darstellung: Die Forderungen der Studierenden nach Umbau und Erhalt wurden in einem Beitrag der WDR Lokalzeit als gegensätzlich zu den Modernisierungsplänen des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB) dargestellt.
Dass ein Weiterbauen die baulichen Strukturen ebenfalls an aktuelle Anforderungen anpassen könnte, blieb unerwähnt. Ein alternativer Ansatz könnte beispielsweise den Rückbau auf das modulare Stahlbetonskelett und die Ergänzung durch Neubauten auf umliegenden Freiflächen umfassen. Das Bausystem der „Zentralen Planungsstelle zur Rationalisierung von Landesbauten (ZPL)“, auf dem der Entwurf des Campus basiert wurde als in den grundrissen flexibler und grundsätzlich erweiterbarer Modulbau entwickelt.
Hintergründe und Kritik
Recherchen der initiative.umbau zeigen, dass das IWZ von sechs ähnlichen Hochschulanlagen in NRW als einziges nicht saniert, sondern abgerissen werden soll. Begründet wird dies mit energetischen Schwächen, veralteter technischer Ausstattung und der isolierten Lage des Campus. Mehr als 10 Jahre alte Gutachten des BLB sprechen von der Unwirtschaftlichkeit einer Sanierung im laufenden Betrieb.
Bereits vor Baubeginn scheint festzustehen: Das Projekt ist weder die günstigere, schnellere noch klimafreundlichere Variante.
Aktuell liegen die ursprünglichen gesamten Baukosten von 276 Millionen Euro bereits im ersten von drei Bauabschnitten bei 280 Millionen Euro, die Gesamtkosten ließen sich laut BLB aktuell nicht näher beziffern (09/2024), die Kosten von Abbruch-Arbeiten und Bauschutt-Entsorgung sind zudem noch nicht bekannt.
In den vergangenen Jahren hat sich in Architektur und Stadtplanung viel gewandelt. Der enorme Einfluss auf den Klimawandel durch den Verbrauch von Ressourcen und Energie, vor allem die im Entstehungsprozess für Baumaterialien und Errichtung freigesetzt und somit als „graue Energie“ in den Gebäuden gebunden ist, hat zu einem breiten Umdenken geführt.
Bei den Entscheidungsträger*innen des BLB und der TH Köln scheint ein entsprechendes Umdenken bisher leider noch nicht erfolgt zu sein.
Die 23 Jahre alten Abriss- und Neubaupläne basieren auf einem städtebaulichen Masterplan, der überholt wirkt und erst in den nächsten 20 Jahren umgesetzt werden soll. Die Absurdität, einen 30 Jahre alten Plan durchzuführen, nachdem das Gebäude selbst bereits nach nur 30 Jahren als veraltet galt, liegt auf der Hand.
Ein Campus für die Zukunft
Zusammen mit den Studierenden fordern wir, dass der BLB und die TH Köln ihre Verantwortung als Vorbilder im Bauwesen wahrnehmen. Angesichts des Klimawandels und der Ressourcenknappheit müsse ein Umdenken hin zur Weiternutzung von Gebäuden erfolgen.
Das IWZ steht noch, es ist noch nicht zu spät.
Es braucht Mut und Kraft, diese Entscheidungen zu hinterfragen und umzukehren. Es ist an der Zeit, der Verantwortung gerecht zu werden!
Denn nur dann kann etwas wirklich Gutes entstehen: ein Projekt, an dem man gemeinsam lernen, andere sich orientieren und auf das wir als Hochschule, BLB und Kölner Stadtgesellschaft stolz sein können.
Lasst uns gemeinsam hinschauen und die Beschlüsse von gestern für morgen heute überdenken!